Jahresrückblick 2007

Auch das Drehteam geht in die Winterpause. Bis gestern wurden noch eifrig letzte Interviewtermine für den Januar in Deutschland vorbereitet.

Hier ein kleiner Rückblick auf 2007:

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Die ersten Dreharbeiten für den Dokumentarfilm finden im September statt. Im beschaulichen bayerischen Aschaffenburg ist unsere Dreh-Premiere. Kerstin, ursprünglich aus Aschaffenburg stammend holt Isabel mitsamt Filmequipment am Samstag abend vom Bahnhof ab. Schnell wird klar: Wir sind eine Rucksackproduktion: Unser gesamtes Filmequipment passt in einen Rucksack. Dieser Rucksack passt in meinen kleinen Honda Civic – zack, Isabel und Kerstin auch noch mit rein – fertig ist das mobile Drehteam. Aber erst mal heim, schlafen.

Der nächste Tag ist ein sonniger Sonntag. Ein ausgiebiger Brunch auf Steffis Terasse in Kleinostheim, einem Dorf neben Aschaffenburg, gibt uns die nötige Energie die wir für den Tag brauchen. Steffi gibt uns letzte Tipps für die Dreharbeiten in der Region, holt noch ein paar Routen aus dem Internet heraus.

Steffi kann leider nicht mitkommen. Daher sind wir bei der Dreh-Premiere nur zu zweit. Suboptimale Bedingungen, aber es geht: Isabel ist unsere unumstrittene Kamerafrau. Bleiben Ton und Interviewfragen für Kerstin übrig. Das klappt schon irgendwie – zwar ist der Ton ab und an unbrauchbar – aber dazwischen sind ja noch einige Sequenzen, die so là là gehen.

Bewaffnet mit einer Katze, einem Kopfhörer und einer Kamera gehen wir zunächst aufs Feld bei Kleinostheim. Katze, wie ich an diesem Tag lerne, nennt sich dieser fellige, puschelige Windschutz, den man ums Mikrofone außenrum macht, damit der Wind keine Störgeräusche verursacht. Hund kann man auch sagen. Aber Hunde mag ich nicht – also Katze.

In Kleinostheim auf dem Feld hinter der Waldstadt, am Rande des Spessarts, stehen laut Steffi die tollsten Strommasten. Also begeben wir uns aufs Feld und Filmen Strommasten. Das Ergebnis: Die ersten beiden Einstellungen im Teaser sind tatsächlich unsere ersten Drehbilder.

Konkreter wird es, als wir uns in das nur wenige Kilometer entfernte Kahl wagen. Hier steht das erste Atomkraftwerk Deutschlands – der Testreaktor Kahl wird gerade zurückgebaut. Wir parken vor dem letzten Haus der Wohnsiedlung, die an das ehemaltige Atomkraftwerk angrenzt. Eine Deutschlandfahne weht im angrenzenden Schrebergarten. Gegenüber ein Naturschutzgebiet aufgekauft von RWE. Betreten ist verboten. Nach nur wenigen Metern stehen wir vorm Pförtner-Häuschen des ehemaligen Testreaktors. Dahinter ragt ein Loch im Gebäude, aus dem der Reaktor rückgebaut wurde. Daneben lagern gelbe Tonnen. Eine Informationstafel zeigt die Geschichte des Ortes auf.

Nach diesem Ausflug in die nukleare Vergangenheit der Region und einem Mittagessen im Biergarten haben wir den Aschaffenburger BürgerInnen in der Fußgängerzone aufgelauert. Das Ergebnis sind lustige Sequenzen, auf denen Menschen mit einem für Außenstehende recht eigenartigen Dialekt, ihre persönliche Meinung über Atomkraft zum Besten geben. Die Forderungen der Nicht-AschaffenburgerInnen im Projekt nach deutschen Untertiteln haben wir nach kurzer Bedenkzeit wieder über Bord geworfen. Deutsche Untertitel im Film gibt es nur bei echten Fremdsprachen.

Klar wurde uns bei den Straßeninterviews relativ schnell Folgendes:

1) Billig geht vor. Strom muss vor allem günstig sein. Atomkraft kann dies angeblich am ehesten leisten.

2) Die Ängste sind diffus. Trotz aller Forderungen nach günstigen Strom sind Ängste vor der Technologie Atomkraft vorhanden. Wovor genau die Befragten Angst haben, ist aber unklar. Irgendwie schwebt Tschernobly immer mit – aber auch die Atombomben in Nagasaki und Hiroshima. Eine BürgerIn schmeißt die Ereignisse glatt zusamen und behauptet, in den 1980er-Jahren sei in Rußland so eine schlimme Bombe hochgegangen, die Gift zu uns getragen hat. Deshalb esse sie heute keine Pilze mehr… ah ha!

3) Man muss auch mal an die Umwelt denken. Befragt nach ihrem Stromverbrauch sagen viele, sie achten jetzt mehr darauf, wie viel Strom sie verbrauchen. Die Klimadebatte scheint auch in Aschaffenburg erste Früchte zu tragen.

4) Der eigene Stromanbieter: Speist der eigene Stromanbieter Atomstrom in das Netz ein, oder hat er Verträge mit Unternehmen, die dies tun? Die wenigsten wissen hierauf eine Antwort.

Bei Passanteninterviews in Berlin, Köln und Genf stoßen wir auf ähnliche Ergebnisse. Schlussendlich wissen die wenigsten Menschen über die komplexen Zusammenhänge von Stromverbrauch und Atomkraft Bescheid. Das größte Schweigen und die unwissendsten Gesichert dokumentieren wir auf die Fragen hin „Mit welchem Rohstoff wird ein konventionelles Atomkraftwerk betrieben?“ (Antwort: Brennstäbe aus Uran) „Und woher kommt dieser Rohstoff?“

Das Land, mit den größten Uranvorräten weltweit, das bereits der zweitgrößte Exporteur von Uran ist. wird nicht genannt: Nicht nur die AschaffenburgerInnen assoziieren mit Australien hauptsächlich Sonne, Surfen, Saufen, Strand.

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